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Top-Salmonidengewässer durch Bentonit verunreinigt

Kollateralschaden der Energiewende : Havarie an der Südlinktrasse führt zu starker Verunreinigung der Oste. Damit wurde Niedersachsens Top-Lachsfluss am Jahrestag des großen Fischsterbens 2023 erneut von einer starken Verunreinigung getroffen.

Im Bereich einer Baustelle der Südlink-Stromtrasse kam es seit Montag zum Eintrag großer Mengen Bentonit, das den sonst klaren Fluss zwischen Weertzen und Brauel im Landkreis Rotenburg (W.) auf über 15 km Länge in eine graue Brühe verwandelte.

Das tonartige Mineral wird auch bei Horizontalspülbohrungen verwendet, mit denen die großen Stromkabel des Südlink eigentlich umweltschonend tief unter Flüssen hindurchgeführt werden sollen.

Unter noch nicht geklärten Umständen kam es dabei über viele Stunden zu einem sog. Ausbläser, einem unkontrollierten Austritt des Bentonit-Wasser-Gemisches ins Gewässer.

(Offenbar kam es bereits am 31.07. zu einem ähnlichen Vorfall, von dem uns allerdings erst Tage später berichtet wurde.)

Den aufmerksamen Gewässerwarten der Angelvereine in Weertzen und Heeslingen ist es zu verdanken, dass die Havarie am Montag überhaupt entdeckt und die Polizei, Wasserbehörde und AVN unverzüglich alarmiert wurden. Die versuchten am Montag stundenlang vergeblich den Zuständigen für die ökologische Baubegleitung oder überhaupt jemanden der beauftragetn Firma zu erreichen.

Entgegen polizeilicher und behördlicher Anordnungen setzte die Baufirma die Bohrarbeiten und die Bentoniteinträge dann bis Dienstag Nachmittag fort.

Wir konnten schließlich erwirken, dass die Untere Wasserbehörde am frühen Nachmittag eine sofortige Stilllegung der Arbeiten anordnete, mit der wahrscheinlich Schlimmeres verhindert wurde. Nun ist die Firma Tennet als Bauträger gefordert, eine umfangreiche Schadensbewertung zu erstellen und ein Sanierungsgutachten vorzulegen.

Wie groß der Schaden an der Gewässerökologie und dem Fischbestand ist, lässt sich aktuell nur schwer abschätzen.

Auch wenn Bentonit nicht giftig ist, können starke und länger anhaltende Konzentrationen zu Fischsterben führen, Kiemenschäden verursachen, Makroinvertebraten töten und wertvolle Lebensraumstrukturen schwer und nachhaltig schädigen.

Der AVN-Naturschutzexperte Ralf Gerken war gestern Nachmittag vor Ort, um mit Vertretern der betroffenen Vereine zu sprechen und sich ein Bild von der Lage zu machen. Er befürchtet, dass Laichplätze von Lachs, Meerforellen und Neunaugen durch das Bentonit Schaden genommen haben. In strömungsberuhigten Bereichen fanden die Angler glibbrige Überlagerungen des Sediments, verursacht durch das Bentonit.
Wir unterstützen unsere Vereine und die Behörden bei der Aufarbeitung und bleiben am Ball.