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Aliens im Fokus – Gebietsfremde Arten in Niedersachsen erkennen:

 Kesslergrundel
(Neogobius kessleri)

gebietsfremd

 Merkmale & Aussehen

Mit bis über 30 cm ist die Kesslergrundel die größte nicht heimische Grundelart in Deutschland. Der englische Name „bighead goby“ (= Großkopf Grundel) ist sehr zutreffend. Sie hat mit Abstand das größte, leicht oberständige Maul aller Grundelarten. Auf den ersten Blick sieht sie der heimischen Mühlkoppe (Cottus gobio) sehr ähnlich. Jedoch lässt sie sich, wie alle Grundelarten durch die verwachsenen Bauchflossen gut von der Mühlkoppe unterscheiden (Abb. 1).

Herkunftsgebiet & Ausbreitung

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Kesslergrundel liegt in der ponto-kaspischen Region (zwischen Kaspischen und Schwarzem Meer) wo sie die Küstenregionen und größeren Fließgewässer besiedelt (Kottelat & Freyhof 2007). Über die Schifffahrt gelangte die Art nach Mitteleuropa. So wurde sie bereits 1999 in der Donau entdeckt (Seifert & Hartmann, 2000). In Niedersachsen wurde die Kesslergrundel erstmals 2015 in der Elbe nachgewiesen (Thiel et al. 2017). Zwei Jahre später konnten wir sie im Mittellandkanal bei Wunstorf (Region Hannover) nachweisen (Emmrich, unveröffentlicht).

Lebensweise

Die Kesslergrundel ist mit Abstand die räuberischste Grundelart und ernährt sich neben Insektenlarven, Kleinkrebsen, Muscheln und Schnecken auch häufig von kleinen Fischen, die sie aktiv erbeutet (Piria et al. 2015). Zur Laichzeit im Frühjahr (März-Mai) legen die Weibchen ihre Eier in Höhlen z.B. an der Unterseite von Steinen ab, wo sie vom Männchen bis zum Schlupf der Larven bewacht und gepflegt werden (Abb. 2). Mitunter färben sich die Männchen während der Brutpflege pechschwarz. Anders als z.B. die Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) laicht die Kesslergrundel nur einmal pro Jahr und bildet häufig keine Massenbestände aus. Aufgrund des großen Mauls und der räuberischen Lebensweise, werden Kesslergrundeln auch häufiger beim Spinnfischen mit Kunstködern gefangen.

Abb. 2: Ein dunkel gefärbtes Kesslergrundelmännchen bewacht den Laich.

 Eine Gefahr für heimische Arten?

Ein direkter negativer Einfluss der Kesslergrundel auf andere Arten ist bisher nicht bekannt. Eine Konkurrenz um Lebensraum und Nahrungsressourcen sowie Prädation auf heimische Fischarten können aber angenommen werden.

Wusstet Ihr, …

…dass die Kesslergrundel hervorragend schmeckt und gut zubereitet werden kann? Die Art sollte entnommen und einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden.

…dass, obwohl die Kesslergrundel zum Teil deutlich größer wird als die ebenfalls nicht heimische Schwarzmundgrundel, die Schwarzmundgrundel konkurrenzstärker ist (Borcherding et al. 2013)?

Literatur

Borcherding J., Hertel A. & Breiden S. (2013) Activity and competitive behaviour of invasive Neogobius melanostomus and Ponticola kessleri (Gobiidae) from the River Rhine, Germany. Ethology Ecology & Evolution, 25(4), Article 4.

Piria et al. (2015) Dietary habits of invasive Ponto-Caspian gobies in the Croatian part of the Danube River basin and their potential impact on benthic fish communities. Science of the total Environment 540, 386-395.

Kottelat M. & Freyhof J. (2007) Handbook of European freshwater fishes. Publications Kottelat.

Seifert K. & Hartmann F. (2000) Die Kesslergrundel (Neogobius kessleri Günther 1861), eine neue Fischart in der deutschen Donau. Lauterbornia, 38, 105–108.

Thiel R., Schulze S, Hempel M. & Husemann M. (2017) Most northerly record of the bighead goby Ponticola kessleri in the Elbe River Germany. BioInvasion Records 6, 73-78.

Weitere Infos:

https://neobiota.bfn.de/handbuch/fische/neogobius-kessleri.html

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