Aliens im Fokus – Gebietsfremde Arten in Niedersachsen erkennen:
Körbchenmuschel
(Corbicula sp.)
gebietsfremd
Merkmale & Aussehen
Die Körbchenmuschel besitzt eine feste, parallel gerippte Schale und erreicht Größen bis maximal 4 cm. Die Farbe ist zumeist ocker bis dunkelbraun, manchmal auch gelblich-grün. Die Innenseite der Schalen ist weiß. In Niedersachsen kommen die grob- (Corbicula fluminea) und feingerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminalis) vor, die in der Praxis jedoch ehr schwer zu unterscheiden sind. Die feingerippte Körbchenmuschel besiedelt bevorzugt Brackwassergebiete, kommt aber auch im Süßwasser vor. Die grobgerippte Körbchenmuschel ist ausschließlich im Süßwasser zu finden. Die Muscheln besitzen einen großen, beilförmigen Fuß und mit Tentakeln besetzte Ein- und Ausströmöffnungen (Abb. 1).
Abb. 1: Körbchenmuschel mit sichtbarem Fuß (links) und mit Tentakeln besetzte Öffnung (rechts). © M. Emmrich/ AVN
Herkunftsgebiet & Ausbreitung
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Körbchenmuscheln liegt im Südostasiatischen Bereich. Heute ist die Art in Nord- und Südamerika, in Europa und Australien verbreitet. Er wird vermutet, dass die Art primär über das Basslastwasser von Schiffen verbreitet wurde. Seit Anfang der 1990er Jahre breitet sich die grobgerippte Körbchenmuschel stark in Deutschland aus und besiedelt mittlerweile alle schiffbaren Wasserstraßen (CABI 2019).
Lebensweise
Die Muscheln graben sich in sandige bis schlammige Sedimentböden von Flüssen, Seen und Kanälen ein und ernähren sich flitrierend von Plankton. Sie tolerieren einen großen Temperaturbereich von 2 bis ca. 30 °C. Nach bereits einem Jahr können sie geschlechtsreif werden und dann bis zu 8000 Eier pro Jahr produzieren. Während der Vermehrungsphase von Mai bis September können die Muscheln pro Tag mehrere 100 Jungmuscheln ins Wasser abgeben. Das Maximalalter der Körbchenmuscheln liegt bei ca. 10 Jahren (CABI 2019).
Wo finde ich die Körbchenmuschel?
Die grobgerippte Körbchenmuschel kommt in den verschiedensten Gewässertypen vor und besiedelt mittlerweile alle schiffbaren Wasserstraßen in Niedersachsen wie Elbe, Weser, Mittellandkanal und Elbe-Seitenkanal. Populationen wurden auch schon in der Leine, der Aller, dem Steinhuder Meer und einigen Baggerseen nachgewiesen. Die Schalen abgestorbener Körbchenmuscheln findet man häufig und zum Teil in sehr großen Mengen im Spülsaum der Gewässer.
Eine Gefahr für heimische Arten?
Die Körbchenmuscheln können Massenbestände von über 7000 Individuen pro Quadratmeter im Sedimentboden bilden. Sie stehen insbesondere in Nahrungs- und Habitatkonkurrenz zu heimischen Muschel- und Schneckenarten (Sousa et al. 2008, CABI 2019).
Abb. 2: Das Ergebnis eines Kescherzuges im sandigen Sediment des Steinhuder Meeres. Hier vermehrt sich die Körbchenmuschel seit einigen Jahr sehr stark. © M. Emmrich/ AVN
Wusstet Ihr,…
… dass aufgrund der Schalendicke die Körbchenmuschel nur sehr selten von Fischen gefressen wird (Pereira et al. 2016)?
… selbst die Muschel-liebenden Schwarzmundgrundeln fressen in der Regel nur sehr kleine Exemplare von wenigen Millimetern.
Literatur
CABI (2019) Corbicula fluminea https://doi.org/10.1079/cabicompendium.8820.
Pereira J. L., Pinho S., Ré A., Costa P. A., Costa R., Gonçalves F. & Castro B. B. (2016) Biological control of the invasive Asian clam, Corbicula fluminea: Can predators tame the beast? Hydrobiologia, 779, 209–226.
Sousa R., Antunes C. & Guilhermino L. (2008) Ecology of the invasive Asian clam Corbicula fluminea (Müller, 1774) in aquatic ecosystems: An overview. Annales de Limnologie – International Journal of Limnology, 44, 85–94.
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