Aliens im Fokus – Gebietsfremde Arten in Niedersachsen erkennen:
Rotflecken-Schwebegarnele
(Hemimysis anomala)
gebietsfremd
Merkmale & Aussehen
Die Schwebegarnele erreicht Maximallängen von ca. 1,5 cm. Weibchen sind zumeist größer als die Männchen. Auffällig ist die charakteristische rote Färbung am Körperende (genannt: Telson).
Herkunftsgebiet & Ausbreitung
Ursprünglich ist die Rotflecken-Schwebegarnele im ponto-kaspischen Raum beheimatet, also in der Region des südlichen Kaspischen Meeres. Sie besiedelt dort Süß- und Brackwässer. Seit 1997 gibt es Nachweise der Art in deutschen Schifffahrtsstraßen (Rhein, Neckar, Mittellandkanal) und daran angebundene Stillgewässer.
Lebensweise
Nachts ist die Art aktiv und ist dann häufig in großen Schwärmen im Freiwasser zu finden. Tagsüber verstecken sich die Garnelen zumeist in steinigen Strukturen am Gewässergrund. Die Art ernährt sich anfangs von pflanzlichem, sonst aber überwiegend von tierischem Plankton (Borcherding et al. 2006). Zwischen März und Oktober kommt es zur Fortpflanzung. Weil die Garnelen bereits nach sechs bis acht Wochen geschlechtsreif werden, sind drei oder mehr Reproduktionszyklen pro Jahr möglich (Borcherding et al. 2006)
Wo finde ich die Rotflecken-Schwebegarnele?
Um die kleinen Tiere zu finden, sollte man im Dunkeln unterwegs sein. In Niedersachsen sind Vorkommen im Stichkanal Salzgitter (Eggers et al. 1999) , in Baggerseen der Weser bei Nienburg und im Maschsee Hannover bekannt. Wahrscheinlich kommt die Art aber auch im Mittellandkanal und Elbe-Seitenkanal vor.
Eine Gefahr für heimische Arten?
Bei hohen Dichten können Schwebegarnelen das heimische Zooplankton stark reduzieren (Ketelaars et al. 1999; Stich et al. 2009). Gleichzeitig ist die Neubürgerin aber auch eine nahrhafte Beute für Fische, die sich bei großen Vorkommen dieser Art zum Teil ausschließlich davon ernähren. So wuchsen Barsche, die sich früh von kleinen Fischen und den Schwebegarnelen ernährt haben, bereits im ersten Jahr auf eine mittlere Länge von über 15 cm heran (Borcherding et al. 2007).
Wusstet Ihr, …
dass man ganz einfach eine Reuse zum Nachweis der Schwebegarnele bauen kann? Man benötigt lediglich zwei 1,5 L PET Flaschen und als Köder eine Algentablette (Odenwald et al. 2005). https://www.zobodat.at/pdf/Lauterbornia_2005_55_0097-0105.pdf
Literatur
Borcherding J., Hermasch B. & Murawski,P. (2007) Field observations and laboratory experiments on growth and lipid content of young-of-the-year perch. Ecology of Freshwater Fish 16, 198–209.
Borcherding J., Murawski S. & Arndt H. (2006). Population ecology, vertical migration and feeding of the Ponto-Caspian invader Hemimysis anomala in a gravel-pit lake connected to the River Rhine. Freshwater Biology 51, 2376–2387.
Eggers T. O., Martens A. & Grabow K. (1999) Hemimysis anomala im Stichkanal Salzgitter (Crustacea: Mysidacea). Lauterbornia 35, 43–47.
Ketelaars H. A., Lambregts-van de Clundert F. E., Carpentier C. J., Wagenvoort A. J. & Hoogenboezem W. (1999) Ecological effects of the mass occurrence of the Ponto–Caspian invader, Hemimysis anomala GO Sars, 1907 (Crustacea: Mysidacea), in a freshwater storage reservoir in the Netherlands, with notes on its autecology and new records. Hydrobiologia, 394, 233–248.
Odenwald C., Krug K., Grabow K. & Martens A. (2005) Eine Reusenfalle zum Nachweis von Hemimysis anomala (Crustacea: Mysidacea). Lauterbornia 55, 97–105.
Stich H. B., Hoppe A. & Maier G. (2009) Zooplankton composition in a gravel pit lake invaded by the Ponto-Caspian mysid Hemimysis anomalia GO Sars 1907. Aquatic Invasions 4, 697–700.
Weitere Infos:
Erfahre mehr über gebietsfremde Arten in Niedersachsen und über die AVN-Alienspotter-App zur Erfassung von Neozoen in unseren Gewässern: Mehr erfahren