Aliens im Fokus – Gebietsfremde Arten in Niedersachsen erkennen:
Sonnenbarsch
(Lempomis gibbosus)
invasiv
Merkmale & Aussehen
Der Sonnenbarsch hat einen hochrückigen, scheibenförmigen Körper. Die Färbung ist zumeist grün/blau im Bauchbereich gelb. Auffällig ist der Hautfortsatz am Kiemendeckel, der zumeist einen schwarz-roten Fleck aufweist. Die Rückenflosse ist verwachsen. Insbesondere zur Laichzeit sind die Männchen wesentlich intensiver gefärbt als die Weibchen. In heimischen Gewässern werden Sonnenbarsche selten über 20 cm groß.
Sonnenbarsche können bei Massenvorkommen schnell verbutten (Kleinwüchsigkeit) und werden dann selten größer als 10 cm. © M. Emmrich/ AVN
Herkunftsgebiet & Ausbreitung
Der Sonnenbarsch kam ursprünglich im östlichen Nordamerika vor (von Kanada bis Florida). 1877 wurden die ersten Exemplare zur Zucht nach Frankreich importiert (Arnold 1990). Die Nachzuchten dieser Tiere wurde 1887 an deutsche Aquarienhändler verkauft. Aufgrund von Freisetzungen durch Aquarianer sind die Fische in freie Gewässer gelangt (Copp et al. 2002): Neckar (1896), Rhein (1903), Aller (1920er Jahre), Oder (1926). Heute ist der Sonnenbarsch in gesamt Mitteleuropa beheimatet und breitet sich dank der milden Winter und warmen Sommer zunehmend aus (Wiesner et al. 2010).
Lebensweise
Der Sonnenbarsch besiedelt typischerweise langsam fließende Gewässer, Altarme, Teiche sowie die Flachwasserbereiche von Seen. Dort hält er sich bevorzugt in stärker strukturierten Bereichen (Wasserpflanzen, Totholz etc.) auf. Die Nahrung besteht überwiegend aus Kleinlebewesen (Makroinvertebraten) und kleinen Fischen.
Wie der Zander betreibt auch der Sonnenbarsch eine intensive Brutpflege. Zur Laichzeit (April bis Juni) legen die Männchen Laichgruben von bis zu 40 cm Durchmesser an, in die das Weibchen maximal 5.000 Eier legt. Das Gelege wird vom Männchen einige Tage bewacht und gepflegt bis die Larven ihren Dottersack aufgezehrt haben und selbstständig fressen und schwimmen können.
Wo finde ich den Sonnenbarsch?
In den letzten Jahren finden wir Sonnenbarsche immer häufiger bei Fischbestandsuntersuchungen. Im Stichkanal Linden hat sich eine Population etabliert. Dort gehen die Fische regelmäßig an die Angel. Auch in der Leine und in diversen Regenrückhaltebecken finden sich vitale Sonnenbarschpopulationen.
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Eine Gefahr für heimische Arten?
Der Sonnenbarsch gilt in Deutschland als etabliert, d.h. er vermehrt sich und bildet stabile Populationen. Zumeist kommt er lokal und in eher kleineren Gewässern vor. Signifikante negative Einflüsse auf Ökosysteme sind bisher (noch) nicht bekannt. Sehr wahrscheinlich besteht bei hohen Dichten eine Nahrungs- und Lebensraumkonkurrenz zu heimischen Arten. Fischbrut, Laich und Makroinvertebraten können durch Sonnenbarsche dezimiert werden (van Kleef et al. 2008).
Wusstet Ihr, dass
… dass der Sonnenbarsch seit 2019 auf der „schwarzen Liste“ der Europäische Union steht? Somit sind jeglicher Handel, Transport und die Vermehrung von Sonnenbarschen verboten. Gefangene Fische sollten dem Gewässer entnommen und einer sinnvollen Verwertung zugefügt werden.
Literatur
Arnold A. (1990) Eingebürgerte Fischarten. Zur Biologie und Verbreitung allochthoner Wildfische in Europa. – Die Neue Brehm Bücherei. Band 602. Ziemsen Verlag, Wittenberg.
Copp G. H., Fox M. G. & Kovác V. (2002) Growth, morphology and life history traits of a cool-water European population of pumpkinseed Lepomis gibbosus. Archiv Für Hydrobiologie 585-614.
van Kleef H., van der Velde G., Leuven R. & Esselink H. (2008) Pumpkinseed sunfish (Lepomis gibbosus) invasions facilitated by introductions and nature management strongly reduce macroinvertebrate abundance in isolated water bodies. Biological Invasions 10, 1481-1490.
Wiesner C., Wolter C., Rabitsch W. & Nehring S. (2010) Gebietsfremde Fische in Deutschland und Österreich und mögliche Auswirkungen des Klimawandels. BfN-Skripten 279: 192 S.
Weitere Infos:
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