Aliens im Fokus – Gebietsfremde Arten in Niedersachsen erkennen:
Wollhandkrabbe
(Eriocheir sinensis)
invasiv
Merkmale & Aussehen
Wollhandkrabben sind nicht zuletzt wegen des namengebenden “Pelzes” auf ihren Scheren unverwechselbar. Insbesondere bei den ausgewachsenen männlichen Tieren ist die Behaarung sehr stark ausgeprägt. Die Krabbe kann bis zu 30 cm breit werden (inklusive der vier Laufbeinpaare) und ist meist bräunlich, die Unterseite meist weißlich gefärbt. Das Weibchen kann man anhand des unter den Panzer geklappten breiten Hinterleibs (Pleon) gut vom Männchen unterscheiden.
© M. Emmrich/ AVN
Herkunftsgebiet & Ausbreitung
Die Wollhandkrabbe war ursprünglich nur im ostasiatischen Raum (China, Japan, Korea) heimisch und besiedelt dort als erwachsenes Tier bevorzugt die größeren Flüsse. Zur Vermehrung wandert sie in die Mündungsbereiche der Meere, da sie zur Fortpflanzung salzhaltiges Brackwasser benötigt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Art vermutlich durch die Schifffahrt nach Europa verschleppt. Heute sind alle großen Flüsse und die Schifffahrtskanäle in Deutschland besiedelt.
Lebensweise
Die zumeist nachtaktive Wollhandkrabbe ist ein Allesfresser und ernährt sich überwiegend von Pflanzen, Kleinlebewesen (Insektenlarven, Muscheln, Schnecken) und Aas (Peters & Panning 1933). Im Sommer wandern die geschlechtsreifen Krabben zum Meer, wo die Paarung stattfindet. Eine Weibliche Krabbe produziert je nach Größe zwischen 250.000 und einer Million Eier (Panning 1939).
Die meisten Elterntiere sterben nach der Fortpflanzung, während die Jungtiere etwa nach zwei Jahren im Salz- und Brackwasser in die Binnengewässer wandern. Dabei legen sie nicht selten auch Strecken über Land zurück. Ca. 90 % ihres Lebens verbringt die Wollhandkrabbe im Süßwasser.
Wo finde ich die Wollhandkrabbe?
Die Wollhandkrabbe hält sich bevorzugt in den strukturreichen Uferregionen der Gewässer auf. Nicht selten buddeln sie im Subtrat Höhlen in denen sie tagsüber verweilen. Nachts kann man sie häufig auf den Steinschüttungen der Schifffahrtsstraßen beobachten.
Eine Gefahr für heimische Arten?
Gesunde Fische werden von Wollhandkrabben eher selten gefressen. Jedoch können bei hohen Krabbendichten beachtliche Mengen Fischlaich und Fischnährtiere gefressen werden (Veilleux & de Lafontaine 2007).
Wusstet Ihr, …
…dass die Wollhandkrabbe in Europa erstmals 1912 in Niedersachsen in der Aller bei Rethem entdeckt wurde (Marquard 1926)? Mittlerweile gilt die Wollhandkrabbe als eine der 100 invasivsten Arten weltweit.
…dass die Funktion der namensgebenden „Wolle“ auf den Scheren der Männchen und Weibchen nach wie vor nicht bekannt ist?
Literatur
Marquard O. (1926) Die Chinesische Wollhandkrabbe, Eriocheir sinensis Milne-Edwards, ein neuer Bewohner deutscher Flüsse. Zeitschrift für Fischerei und deren Hilfswissenschaften 24, 417– 433.
Nepszy S.J. & Leach J.H. (1973) First records of the Chinese mitten crab, Eriocheir sinensis, (Crustacea; Brachyura) from North America. Journal of the Fisheries Research Board of Canada 30, 1909- 1910.
Panning A. (1939) The Chinese mitten crab. Annual Report Smithsonian Institution, 361–375.
Peters A. & Panning (1933) Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis H. Milne-Edwards) in Deutschland. Zoologischer Anzeiger 104, 180 Seiten.
Veldhuizen, T.C., Stanish, S., 1999. Overview of the life history, distribution, abundance, and impact of the Chinese mitten crab, Eriocheir sinensis. California Department of Water Resources. Environmental Services Office.
Veilleux E. & de Lafontaine Y. (2007) Biological synopsis of the Chinese mitten crab (Eriocheir sinensis) Canadian Manuscript Report of Fisheries and Aquatic Sciences 2812.
Weitere Infos:
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