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Bei Umweltminister Christian Meyer (GRÜNE) stellte der AVN am vergangenen Freitag seine Ergebnisse zu den Ursachen und Folgen des großen, überregionalen Fischsterbens aus dem vergangenen Sommer vor. Anschließend übte der AVN scharfe Kritik an einem aktuellen Thesenpapier des Ministeriums zur umweltfreundlichen Wasserkraftnutzung in Niedersachsen.

Fischsterben 2023
Hunderte von Messungen und einige Tausend gefahrene Kilometer waren der Schlüssel zur Identifizierung der Flächen, die an einigen Gewässern im Oste-System verantwortlich waren für tonnenweise  erstickte Fische im August 2023. Die Leistung wurde nicht etwa von den örtlich zuständigen Behörden erbracht, sondern von Mitarbeitern des AVN. Da die Studie zur Klimafolgenentwicklung des Landes bis 2100 eine deutliche Zunahme von Starkregenereignissen gerade im “nassen Dreieck” zwischen Bremen, Cuxhaven und Stade prognostiziert, haben die Erkenntnisse aus 2023 weitreichende Folgen für das Moorschutzprogramm in Niedersachsen und die großen Themen “Wiedervernässung” und “Wasserrückhalt”. Beide Arbeitsfelder wurden bislang offenbar weitgehend ohne Berücksichtigung gewässerökologischer Aspekte geplant und diskutiert. Das könnte verheerende Folgen bei zukünftigen Starkregenereignissen haben.

Werner Klasing, Ralf Gerken und Florian Möllers machten Minister Meyer und seinen Fachkräften, Joachim Wöhler (Oberflächengewässer) und Claudia Leyers (Moorschutz), klar, dass bei den Moorschutzplänen des Landes Fließgewässer unbedingt in die Planungen einbezogen werden müssen. Zusätzlich müsse der Betrieb von Siel- und Schöpfwerken und großen Stauanlagen wie an der Hamme bei solchen Schadereignissen klar im Sinne des Fischartenschutzes geregelt sein.

Am wichtigsten sei aber die Identifikation der jetzt bekannten und weiterer potenziell schädlicher Flächen an den Gewässern, die mit Hochleistungsgräsern für die 4-6 malige Mahd bestückt seien. Dort waren im Zuge der Vergärung von Pflanzenmaterial CSB Werte von >2.100 entstanden und hatten bei Abfluss des Wassers zu den tödlichen Sauerstoffzehrungen in den Gewässern geführt. Solche Flächen sollten auf Empfehlung des AVN unbedingt extensiviert werden.

Außerdem brauche es nachvollziehbare Alarmpläne für alle Beteiligten auf Kreis- und Gemeindeebene und die verlässliche Zusage des Landes, bei solchen Großschadensereignissen auch finanzielle Unterstützung zu leisten bei der Aufnahme und Bewertung der Schäden.

Den Abschlussbericht zum Fischsterben 2023 findet ihr hier auf der AVN-website.

 

Wasserkraft umweltfreundlich?

Der AVN kritisierte gegenüber Minister Meyer scharf, dass das aktuelle Thesenpapier des Ministeriums “10 Thesen zur umweltfreundlichen Wasserkraftnutzung in Niedersachsen” gefährlich suggeriere, Wasserkraft könne tatsächlich umweltfreundlich betrieben werden.

Der Verband sehe hier eine leichtfertige Verharmlosung der völlig unnützen und unverantwortlichen Tötung von Hunderttausenden Wirbeltieren pro Jahr – allein in Niedersachsen. Das Papier präsentiere Thesen, die nur als Zugeständnis an die Lobbyisten einer ökologisch katastrophalen Energienutzung verstanden werden könnten.

Auch wenn es einige begrüßenswerte Feststellungen insbesondere zur tödlichen “Ökobilanz” der kleinen Wasserkraft (<1 MW Leistung) gebe, fehle den Thesen als übergeordnete Marschrichtung ein klares Bekenntnis zum deutlich verbesserten Schutz von Niedersachsens höchst bedrohten Wanderfischen und Neunaugen.

Die umfangreichen und sehr kritischen fachlichen Eingaben des AVN zum Entwurf des Positionspapieres aus dem vergangenen Jahr wurden in keinem Wort berücksichtigt.

Der Minister betonte, dass diese Thesen über die Position des Bundes hinausgingen und sehr wohl die ökologische Durchgängigkeit und den Fischartenschutz sehr hoch bewerten würden. Die Thesen böten entgegen der Ansicht des AVN zahlreiche Möglichkeiten, die Situation für die bedrohten heimischen Fischarten zu verbessern.

Mehr zum Thesenpapier findet ihr auf der Seite des Ministeriums.