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Der letzte Bestand seiner Art.

Der Edelkrebs (Astacus astacus) ist vom Aussterben bedroht. Auf der AVN-Teichanlage vermehren wir einen der letzten Wildstämme des heimischen Flusskrebses aus Niedersachsen. Der Nachwuchs wird mit Hilfe von Angelvereinen und weiteren Kooperationspartnern aus Fischerei, Forschung und Naturschutz in geeignete Gewässer ausgebracht.

Edelkrebse: Die sensiblen Panzerritter

Sie durchlüften den Gewässergrund und säubern das Wasser von abgestorbenen Pflanzen- und Tierresten: Edelkrebse sind sozusagen die Putzkolonne unter Wasser. Wer diese heimischen Flusskrebse in seinem Gewässer hat, kann sich also glücklich schätzen – auch, weil die beeindruckenden Panzerritter klares und strukturreiches Wasser anzeigen. Durch Ihre Größe (bis zu 16 cm) und ihre riesigen Scheren faszinieren diese Tiere. Ihr schmackhaftes Fleisch wurde bis vor ca. 50 Jahren auch noch gerne gegessen. „Die Bäche waren voll von Edelkrebsen“ erinnert sich z.B. Heinz Pyka (AVN Vizepräsident), der in seiner Kindheit selbst gerne den ein oder anderen Krebsfang mit nach Hause brachte. Heute ist der heimische Edelkrebs vom Aussterben bedroht.

Problem der Edelkrebse: Wenn der Panzer nicht schützen kann

Der Rückgang der Edelkrebse ist hausgemacht. Ende des 19. Jahrhunderts importierten Menschen nordamerikanischen Signalkrebse (Pacifastacus leniusculus) und Kamberkrebse (Faxionius limosus) und setzen diese aus.Ein folgenschwerer Fehler – .  Die invasiven Einwanderer brachten den Erreger der Krebspest mit: Ein hochansteckender, für Edelkrebse tödlicher Pseudopilz, der sich in Deutschland und ganz Europa ausbreitete. Während die amerikanischen Flusskrebsarten gegen die Sporen immun sind, verenden ganze Populationen des heimischen Edelkrebses innerhalb weniger Wochen an der Krankheit. Seither steht der Edelkrebs in Deutschland und Niedersachsen auf der Roten Liste 1, gilt also als vom Aussterben bedroht. Die Anzahl „nicht heimischer“ Krebse und Krabben in unseren Gewässern ist bis heute weiter angestiegen. Mehr dazu siehe unten.

So hilft der AVN

Auf der AVN-Teichanlage vermehren wir einen der letzten Wildstämme des Edelkrebses (Astacus astacus) aus Niedersachsen. Bei den AVN Edelkrebsen handelt es sich um Nachzuchttiere von Wildfängen, die 1992 aus einer lokalen Restpopulation im südniedersächsischen Bergland mit Zustimmung der Behörden zur Sicherung der genetischen Ressource entnommen wurden. 

In Kooperation mit Forschungsprojekten wie “MaNaKa” und Instituten wie der Universität Koblenz-Landau suchen wir landesweit nach geeigneten Gewässern, um den Edelkrebs wieder anzusiedeln. Die Abgabe der ein- oder zweisömmrigen Jungkrebse erfolgt an Angelvereine, Privatpersonen (Teichbesitzer), Fischereigenossenschaften und Naturschutzbehörden.

Mitmachen

Du möchtest vom Aussterben bedrohte Edelkrebse in Deinem Gewässern ansiedeln und somit aktiven Artenschutz betrieben? Dann sprich uns an! Wir helfen dabei zu überprüfen, ob sich Dein Gewässer als Lebensraum für unsere Panzerritter eignet.

Als Aquarianer oder Gartenteichbesitzer kannst Du zudem darauf achten, dass keine fremden Krebsarten aus Deinem Privat-Haushalt in andere Gewässer gelangen und dort die Krebspest verbreiten. Dies geschieht immer wieder, durch Krebswanderungen oder illegalen Besatz.

Förderer

Dank der Förderung durch die BINGO-Umweltstiftung konnten in der Vergangenheit so schon einige Ansiedlungsprojekte realisiert werden, etwa in Gewässern des Fischereiverein Einbeck, ASV Luthe und AV Garbsen.

Laufzeit
seit 2016

Kontakt
Helmut Speckmann
h.speckmann@av-nds.de

Weitere Infos

Flyer zum Edelkrebs 

Edelkrebs“ vom Alfred-Wegener Institut

Leitfaden: Edelkrebse wieder ansiedeln – aber wie?
Für Vereine, Gemeinden und Behörden, die eine Wiederansiedlung planen haben wir als Kooperationspartner des Alfred-Wegener Instituts im Rahmen des MaNaKa-Projektes einen Leitfaden entwickelt:
Leitfaden lesen
Video anschauen
Projekt Manaka

Nicht-heimische Flusskrebse und Krabben in Niedersachsen
Neben dem Edelkrebs kommen aktuell fünf weitere, nicht heimische Flusskrebse und die Wollhandkrabbe in Niedersachsen vor. Sie gehören zu den Neozoen, nicht-heimischen Arten, die sich in unserer Gewässerfauna etabliert haben und erfolgreich vermehren. Die Nordamerikanischen Flusskrebse und die Wollhandkrabbe gelten als “invasive” Arten, da sie allesamt potentielle Überträger der Krebspest sind. Ihr Vorkommen führt häufig zur Vernichtung der Edelkrebsbestände und beeinträchtigt andere heimische Arten, etwa durch Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum. Hier findest Du Artinformationen über unsere fremden Krebstiere in Niedersachsen.

aus Nordamerika:
Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)
Kamberkrebs (Faxionius limosus)
Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)
Marmorkrebs (Procambarus fallax f. virginalis)

aus Ost-Südosteuropa:
Galizischer Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus)

aus Asien:
Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis)

News aus einzelnen Jahren

2023