Wasserkraftwerke und fehlende Durchgängigkeit, massiver illegaler Glasaalhandel, Kormorane – der Europäische Aal (Anguilla anguilla) kämpft gleich auf mehreren Fronten ums nackte Überleben. Der AVN koordiniert Bemühungen, den Wanderfisch in Niedersachsen trotzdem zu erhalten. Im Rahmen des niedersächsischen Aalförderungsprogramms besetzen wir gemeinsam mit hiesigen Angelvereinen jährlich Jungtiere, die von Frankreich nach Niedersachsen transportiert werden. Die Vereine tragen dabei 40% der Kosten, der Rest die EU und das Land.
Fisch des Jahres 2025
Jetzt Antrag Aalbesatzförderung stellen! Bis 06.01.2025
Der Weltenbummler-Fisch
Das Wandern ist des Aales Lust! Um zu laichen schwimmt der Aal aus unseren Flüssen durch den Atlantik bis in die ferne Sargassosee südlich von Florida. Die kleinen Larven machen sich gleich nach dem Schlupf dann wieder auf den Weg nach Europa. Zwei bis drei Jahre lassen sie sich vom Golfstrom treiben. An den europäischen Küsten angekommen wandeln sich die Jungtiere dann zu Glasaalen. Normalerweise wandern diese durchsichtigen Minifischlein dann die Flüsse und Bäche herauf, wo sie zu stattlichen Gelbaalen heranwachsen. Doch seit einiger Zeit nimmt die Reise der Glasaale an Europas Küsten ein jähes Ende. Wasserkraftwerke und Wehre versperren den Streichholz-kleinen Fischkindern den Weg flussauf. Damit nicht genug, werden zig Millionen von ihnen für den illegalen Export nach Asien gefangen – ein lukratives Geschäft, liegt der Marktpreis für das kg Aal doch oft genug über dem von Elfenbein oder Kokain.
Vom “Brotfisch”
zur bedrohten Art
Der Aal war einst wichtiger Kultur- und Brotfisch in Norddeutschland. Nun geht es ihm schlecht. Aus immer noch nicht endgültig nachvollziehbaren Gründen ist die Zahl der aufwandernden Glasaale seit den 1980er Jahren um bis zu 98 % zurückgegangen und hat zum Zusammenbruch vieler Aalbestände in unseren Flüssen geführt. Eine wesentliche Ursache für den Aalrückgang liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Menschen: Alleine in Niedersachsen versperren nach wie vor über 7.000 Wehre den streichholzgroßen Jungaalen den Weg flussauf. Beim Weg zurück in Richtung Meer müssen die Aale dann über 280 Wasserkraftanlagen passieren, die jährlich Hunderttausende Aale in ihren Turbinen töten. Auch eingeschleppte Parasiten, klimwandelbedingte Änderungen des Golfstroms und hochgiftige Chemikalien, die sich im fettreichen Körpergewebe des Aals anreichern und nicht zuletzt der illegale Schmuggel von jährlich Milliarden von Aalen in ostasiatische Fischfarmen tragen dazu bei, dass es den europäische Aal vom Aussterben bedroht ist (Rote Liste 1).
So hilft der AVN
Um dafür zu sorgen, dass in Norddeutschlands Flüssen auch in Zukunft trotzdem noch Aale vorkommen, koordiniert der Anglerverband Niedersachsen seit 2010 ein besonderes Programm. In Frankreich, wo es in einigen Flussmündungen noch ausreichende Mengen an Glasaalen gibt, werden die Jungfische von zertifizierten Fischereibetrieben mit streng überwachten Quoten und schonenden Fangnetzen gefangen und dann per Lastwagen an allen Hindernissen vorbei bis nach Niedersachsen gefahren. Dort werden sie von Angelvereinen wieder in die Freiheit entlassen. Die Kosten übernehmen zu 60% die EU und das Land Niedersachsen. Den Rest stemmen die Anglerinnen und Angler aus der Vereinskasse. Im Jahr 2024 betrug der finanzielle Aufwand über 400.000 €.
Mitmachen
Mehrere hundert niedersächsische Angelvereine helfen beim jährlichen Aalbesatz. Wenn auch Dein Verein daran Interesse hat, kontaktier die Projektleitung.
Hier ist der Antrag auf Aalbesatzförderung.
Kontakt
Ralf Gerken
Brüsseler Str. 4
30539 Hannover
T: 0511 357266-21
r.gerken@av-nds.de
Förderer
Die Aalbesatzmaßnahmen wurden/werden gefördert aus Mitteln des Landes Niedersachsen und kofinanziert von der Europäischen Union.
Weitere Förderer sind Niedersächsische Angelvereine, die die Besatzaale erwerben und in geeignete Gewässer besetzen.