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Grundeln ergründen: Mit Angelrute, biologischem Wissen und Bratpfanne

04.07.2024. Schwarzmundgrundeln (Neogobius melanostomus) – was hilft gegen diese „kleinen Plagegeister“ im Wasser? Die schlechte Nachricht: Wenn sie einmal im Gewässer sind, wird man sie kaum wieder los. Die gute Nachricht: Richtig zubereitet schmecken die aus dem Schwarzen Meer eingeschleppten Fische immerhin richtig köstlich. Und: Quappen haben sich als natürliche Feinde einen Namen als erfolgreiche Grundeljäger gemacht. Diese und weitere Fakten lernten die Teilnehmenden der AVN-Veranstaltung „Grundeln ergründen“ am 20. Juni 2024. Dabei lauschten die Gäste einem Fachvortrag über gebietsfremde Arten, bekamen eine Verköstigung mit invasiven Signalkrebsen (gekocht) sowie Schwarzmundgrundeln (frittiert) und gingen anschließend selbst auf Grundelfang im Mittellandkanal. Mit dieser Aktion beteiligte sich der AVN an der Woche der Natur der Bingo-Umweltstiftung.

Auf den Spuren von Schwarzmund-, Marmor- und Kesslergrundel

Diese Veranstaltung war großartig, was nicht zuletzt den unglaublich interessierten, engagierten und sympathischen Gästen zu verdanken war. 15 Teilnehmende, die von Braunschweig bis Buxtehude (!) anreisten, fanden im Juni ihren Weg in die AVN-Geschäftsstelle. Zunächst verfolgten die Anglerinnen und Angler einen Vortrag von unserem Fischereibiologen Andreas. Der erklärte, wie man Schwarzmundgrundeln, Marmorgrundeln und Kesslergrundeln erkennt, welchen Einfluss diese auf unsere Ökosysteme haben, und wie man eine weitere Ausbreitung verhindert. Auch auf die Rolle von Quappen als natürlichen Fressfeind ging Andi dabei ein.

Koch-Show: Wenn Du sie nicht loswerden kannst, iss sie auf!

Anschließend folgten alle den duftenden Geruchsfahnen und Schmurgellauten auf die Dachterrasse. Hier hatte FÖJ-ler Jarle bereits damit begonnen Schwarzmundgrundeln nach seinem eigenen Geheimrezept zu panieren und frittieren. In einer Kochshow gab er Tipps zur Zubereitung und Zutaten. „Krass, die Gräten bemerkt man so überhaupt nicht“, staunte einer der Angler und was sollen wir sagen? Er hat Recht! Ein weiteres kulinarisches Highlight waren gekochte Signalkrebse, die uns freundlicherweise vom Fischereiverein Eversen zur Verfügung gestellt wurden. Dies ist einer von vielen betroffenen Angelvereinen, die sich mit der nicht heimischen Krebsart im Bereich Celle herumschlagen müssen und zum Signalkrebs-Projekt Örtze gehören.

Angeln nach wissenschaftlichen Standards

Nachdem allesamt gut informiert und sattgegessen waren, brach der Trupp in Fahrgemeinschaften nach Sehnde auf. Am Mittellandkanal wurden alle mit gleichgestalteten Angeln und Ködern versorgt und konnten ihre zuvor ausgelosten Angelplätze beziehen. Nach einem Startsignal durfte die Gruppe für eine begrenzte Zeit auf Grundeln angeln. Wozu die ganze Einheitlichkeit? Die Aktion ist Teil eines Bürgerwissenschaften-Projekts. Der AVN will mit Hilfe von Angelfängen herausfinden, wie stark invasive Arten in Niedersachsens Gewässern verbreitet sind, wie sie wachsen und wovon sie sich ernähren. Mehrmals im Jahr rückt darum eine Gruppe von Anglerinnen und Anglern aus, um an immer gleichen Stellen im Mittellandkanal, mit gleichem Gerät und Ködern eine zeitlich exakt festgelegte Probebefischung durchzuführen. Die Fänge werden bestimmt, gemessen und gewogen, und die Daten im Nachhinein ausgewertet. Zudem hat der Verband eine sogenannte Alien-Spotter-App, worüber Anglerinnen und Angler das ganze Jahr über ihre Fänge oder Beobachtungen gebietsfremder Fisch- und Krebsarten (auch Aliens genannt) melden können.

Auswertung

Insgesamt gingen dem Team am 20. Juni ganze 60 Schwarzmundgrundeln an die Angel, wobei an vier Angelstellen leider geschneidert wurde. Das hing weniger mit den Angelkünsten der Teilnehmenden zusammen als damit, dass diese ihren festgelegten Angelplatz aus den o.g. wissenschaftlichen Gründen nicht verlassen durften. An einem normalen Angeltag, hätten die betroffenen Personen sicherlich den wenig aussichtsreichen Ort gewechselt und wären näher an eine Steinschüttung herangetreten, an der auch bei dieser Aktion die meisten Grundeln gefangen wurden. Die durchschnittliche Länge der gefangenen Grundeln lag bei 62,8 ± 8,5 mm (Standardabweichung). Die längste Grundel maß 89 mm in ihrer Gesamtlänge von Maulspitze bis Ende Schwanzflosse. Die zweitlängste brachte 83 mm, die kleinste Grundel 47 mm aufs Messbrett. Als Beifang verzeichneten wir drei Rotaugen (Rutilus rutilus), das größte davon war 135 mm lang.

Eine detaillierte Auswertung für die Teilnehmenden befindet sich hier:

Ein großer Dank!

Wir danken ganz herzlich dem Fischereiverein Hannover für das Bereitstellen von Erlaubnissscheinen, dem Fischereiverein Eversen für die Versorgung mit gekochten Signalkrebsen sowie Jarle für seinen unermüdlichen Einsatz, Schwarzmundgrundeln für die Koch-Show zu fangen und vorzubereiten. Zum Schluss auch nochmal ein dickes Dankeschön an die Teilnehmenden: Über Eure aufgeschlossene, wertschätzende und zuvorkommende Art haben wir uns riesig gefreut!

Auswertung 20.06.2024

Download Auswertung

Mehr Infos

Pressemitteilung zur Aktion

Alien-Spotter-App

Die Alien-Spotter-App dient zur Erfassung von Schwarzmundgrundeln, Wolgazandern und anderen gebietsfremden Arten.

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